Hier kommt ein kleines Gedicht, das ich geschrieben habe, weil ich mich in dieser grauen Novemberzeit so sehr nach dem Frühling und seinen frischen, duftenden Blüten sehne. Vielleicht hilft es ja, die Zeit bis zum nächsten Frühjahr zu verkürzen:
Oh holder Frühling wunderbar, Auf Dich ich wart so lang dies Jahr. Wenn Vögelein die Stimm erheben, Und kunstvoll ihre Nestlein weben. Wenn weniger die Regentröpfchen, Doch umso mehr die Blumenköpchen. Wenn Knospen sprießen aus altem Holz, Dann wird der Gärtner wieder stolz. Und nun mit stolz geschwellter Brust, Zu Gartenarbeit er mehr Lust. Dann packt er auch die Rosenschere Und macht am Strauche etwas Leere. Denn was der Rosengärtner haben muss, Ihr werdet sagen: „So ein Stuß!“ Das ist die Schere, die da glüht, je mehr sies tut, das Röslein blüht. Und auch – das ist nun gar kein Scherz, braucht er beim Schneiden ein kaltes Herz. Denn wenn der eiskalt, scharfe Stahl, durchschneidet manchen Rosenpfahl, dann fällt so manch ein junger Trieb, so manchem ist das gar nicht lieb. Doch spreche ich nicht von Mimosen, nein ich rede hier von Rosen. Die Königin der Blumenpracht, die uns viel Freud und Arbeit macht, tritt an mit Schönheit und mit Dornen, den Rosengärtner anzuspornen. Er greift zur Scher und schneidet wild, ja, welch ein trauerhaftes Bild. Doch wartet nur noch eine Weile, die Natur hat sehr viel Eile. Nach ein paar Tagen oder Wochen, und lang bevor die Luft wird kochen. Es kommen heimlich, so wie Diebe, hier und da ein paar frische Triebe. Dann kommen Knospen erst eins, dann zwei, dann drei, und mit der Kahlheit ists vorbei. Auf einmal, so wie ein Donnerschlag, und jedesmal man es kaum glauben mag. Da platzen Knospen zu zweit, zu dritt, zu viert, fast, als wenn die Blume explodiert. Ein Bild voll vieler, bunter Farben, daran sich kann die Seele laben. Betört vom lieblichsten Rosenduft, der weht durch des Gartens frischer Luft Und das erwärmt das Gärtnerherz, vorbei ists mit dem Winterschmerz. Ja liebe Freunde ich kanns kaum erwarten, Ich will jetzt in den Rosengarten! Christoph Kopowski, 2023